Um die "Tim Mälzer Diät" mit einem Wort zu umschreiben, sind zwei Begriffe passend: Nulldiät oder Fasten. Im Grunde handelt es sich also gar nicht um eine echte Diät. Denn der bekannte Starkoch verzichtete nach ausführlicher Recherche über das Für und Wider diverser Diäten bewusst auf jegliches Essen. Ungeachtet dessen findet sich der Begriff "Tim Mälzer Diät" oder "Blitzdiät" in verschiedenen Abwandlungen bei Google.
Ein Anlass für die radikale Tim Mälzer Diät waren die überschüssigen Pfunde, die der Starkoch sich während der Corona-Pandemie angefuttert hatte. Er befand, er mache neben seinem Mitstreiter in seiner Fernseh-Kochshow eine zunehmend schlechte Figur.
Gesundheitliche Erwägungen und Risiken waren dem Tim Mälzer Diät dem Vernehmen nach nicht im Spiel. Die Recherche zum Thema Diäten ergab jedoch keine Maßnahme, die Mälzer als geeignet für sich angesehen hätte.
Radikaler und kompletter Nahrungsverzicht über die Dauer von neun Tagen hat Mälzer zu sichtbarer Verschlankung gebracht. Für einen Sternekoch und TV-Star ist diese Radikalität in Bezug auf die Nahrungsaufnahme schon erstaunlich.
Man hätte von einem Fernsehkoch wie Mälzer erwartet, dass er sich mit kulinarischen Köstlichkeiten um überschüssiges Körpergewicht bringt. Stattdessen entschied sich Mälzer für eine Nulldiät oder das Fasten mit Hilfe von Tee. Er ließ diese Maßnahme von seiner Ärztin überwachen.
Mit Blick auf sein Essverhalten der letzten Jahre gab sich Tim Mälzer gegenüber dem "ARD-Lebensmittel-Check" selbstkritisch. Er bezeichnete sich als ausgesprochenen Genussmenschen. Daher habe er sich in den vergangenen zehn Jahren durch seine Genussfreude 15 Kilogramm Hüftspeck angefuttert.
Der Wert im Body-Mass-Index sah im Laufe der Corona-Pandemie zunehmend bedenklich aus. Mälzers Gewicht tendierte mehr und mehr in Richtung Fettleibigkeit. Mälzer empfand seinen Anblick inzwischen als wenig ästhetisch.
Obwohl ein Starkoch alles über Kaloriengehalt, Stoffwechselreaktionen und Ernährungsfehler wissen sollte, ist er offensichtlich auch nur ein Mensch. Die als "Tim Mälzer Diät" bezeichnete Radikal-Maßnahme dürfte ihm daher nicht leichtgefallen sein.
Der durchschlagende Erfolg seiner (angeblichen) Nulldiät brachte Mälzer viel mediale Aufmerksamkeit ein. Während viele Menschen im Rahmen einer Diät nur eingelagertes Wasser loswerden, verlor der Starkoch durch seine Blitzdiät zehn Kilo Gewicht. Das zumindest ist, was er dazu aussagt.
Es ist jedoch irreführend, beim Fasten von einer "Diät" zu sprechen. Noch weniger sinnvoll ist es, diese Maßnahme als "Tim Mälzer Blitzdiät" medial auf breiter Ebene zu betexten. Dadurch wird die Erwartungshaltung eines besonders leckeren, effektiven und anspruchsvollen Diätkonzeptes geschürt.
Die Tim Mälzer Diät wäre korrekter als Nulldiät oder Fastenmaßnahme zu bezeichnen. Die Frage ist also, ob ein Abnahmeerfolg von zehn Kilogramm Körpergewicht im Rahmen von neun Tagen damit realistisch ist. Bekanntlich ist eine Fastenkur mehrfach mit positiven Effekten behaftet: Sie senkt den Blutdruck, entgiftet eingelagerte Nahrungstoxine, baut Fettpolster ab.
Dadurch wird das Fasten zu einer vorbeugenden Maßnahme gegen Diabetes, Adipositas und anderen ernährungsgedingten Erkrankungen. Experten sind sich aber einig, dass der Abnahmeerfolg nicht im Vordergrund des Fastens steht.
Tim Mälzer nahm laut eigener Aussagen in diversen Medien neun Tage lang lediglich Kräutertee, Gemüsesäfte und Wasser zu sich. Auf die ebenfalls erlaubten verdünnten Obstsäfte verzichtete er, weil diese einen hohen Zuckergehalt haben. Er erlaubte sich in Absprache mit seiner Ärztin lediglich abends einen Löffel Honig im Tee.
Bekanntlich verändert sich der Stoffwechsel bereits nach eintägigem Fasten. Schon an Tag zwei sind alle Glykogen- bzw. Kohlenhydrat-Vorräte aufgebraucht. Als Grundregel gilt, dass ein Fastender je Tag bis zu 250 bis 500 Gramm pro Tag Körpergewicht abbauen kann.
Optimistisch gerechnet wären das also bei vorausgesetzten 500 Gramm je Tag lediglich ein erzielbarer Kilo Gewichtsverlust von 4,5 Kilogramm. Tim Mälzer nahm jedoch 10 Kilogramm Gewicht ab. Dieser Gewichtsverlust spräche dafür, dass er das Fasten mit intensiviertem Sport-Training begleitet haben könnte.
Da Muskelmasse schwerer ist als Fettmasse, dürfte er dann aber nicht so viel abgenommen haben. Er hätte beim Training schließlich für den Muskelerhalt gesorgt und mehr Muskelmasse angelegt. Potenziell wären also maximal 4,5 Kilo Gewichtsverlust normal gewesen.
Experten sagen sogar, ein Gewichtsverlust von zwei Kilo binnen sieben Tagen wäre beim Heilfasten realistisch. Mälzer müsste also in den verbleibenden drei Tagen weitere acht Kilo abgebaut haben. Das ist extrem unwahrscheinlich.
Immerhin hat Mälzer nach dem ersten Fastentag dafür gesorgt, dass sein Organismus ein Selbstreinigungs- und Reparaturprogramm hochfahren konnte. Fachleute nennen diesen Prozess Autophagie. Der Organismus zehrt dabei von seinen eigenen Depots und Reserven.
Binnen neun Tagen wird beim Heilfasten im Organismus eine Art Großputz eingeleitet. Der Organismus bezieht in dieser Zeit seine Energie nicht mehr aus Kohlenhydraten oder Proteinen, sondern aus Bindegewebe und Muskulatur-Speichern. Da wegen einer körpereigenen "Bremse" nicht alle Proteine verbraucht werden dürfen, müssen dann auch die Fettpolster angegriffen werden.
Sie enthalten Glycerin und Fettsäuren. Diese lassen sich in Glucose und Ketone umwandeln. Positiv ist: Vor allem das gefährliche Bauchfett, das ein Hormon-artiges Eigenleben führt, wird beim Fasten abgebaut.
Prinzipiell könnte man bei einem durchschnittlichen Körpergewicht von 70 Kilogramm bis zu 40 Tage fasten, ohne etwas zu essen. Wichtig ist aber, jeden Tag zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit zuzuführen. Als normal gilt unter Fastenexperten, dass man bei einer Woche Heilfasten im Schnitt zwei Kilogramm Körpergewicht loswerden kann.
Umso mehr erstaunt Tim Mälzer die Welt mit seinen zehn Kilo Gewichtsverlust. Die Frage, was Tim Mälzer in neun Tagen um zehn Kilogramm Körpergewicht gebracht hat, lässt sich durch alles, was wir aus seinen eigenen Aussagen über die Tim Mälzer Blitzdiät wissen, nicht schlüssig beantworten.
Der Starkoch beschrieb in den Medien sein Erfolgsrezept mit den Worten "Ich habe einfach nichts gegessen." Scherzhaft fügte er hinzu, er habe zwar erwogen, ein Diätkochbuch zu verfassen - aber dieses würde dann nur Teerezepte für neun Tage umfassen. Es bleibt daher unklar, ob Tim Mälzer seinen Abnahmeerfolg tatsächlich binnen neun Tagen und nur mittels Fasten erzielt haben kann.
Ernährungsexperten vertreten nicht der Ansicht, dass eine längere Nulldiät eine empfehlenswerte Maßnahme zum Gewichtsverlust sei. Die Wahrscheinlichkeit, dass das so abgebaute Gewicht wieder angefuttert wird, ist hoch. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft rät, bei Diätmaßnahmen nur eine Ersparnis von 500 Kalorien je Tag vorzunehmen.
Damit wäre ein gesundheitsverträglicher Abnahmeerfolg erzielbar. Auch Professor Ingo Froböse, der am "Zentrum für Gesundheit" an der "Deutschen Sporthochschule" in Köln arbeitet, glaubt nicht daran, dass man mit Fasten tatsächlich viel Gewicht abnehmen könne. Der Abbau von Muskelmasse sei damit nicht aufzuhalten.
Unserem Erkenntnisprozess über Tim Mälzers Diätmaßnahme hilft es auch nicht auf die Sprünge, dass Mälzer in einem anderen Interview die ergänzende Einnahme von "Salzen" erwähnt hat. Möglicherweise sind damit Schüßlers mineralische Salze gemeint. Die andere Möglichkeit wäre „Epsom Salt“, das zum Abführen dient. Epsom Salt dürfte kaum ein angemessener Weg zum Abnehmen sein.
Ein drohender Mineralverlust wäre hingegen schon erklärbar. Schüßler Salze wären damit sinnvoll gewesen. Mälzer gab in Interviews an, dass er von Diäten nichts hält. Tatsächlich fallen die meisten Diäten (z.B. carnivor diät) im Test durch. Sie begünstigen den Jo-Jo-Effekt und führen in einen Teufelskreis aus Abnehmen und anschließendem Zunehmen.
Einen dauerhaften Gewichtsverlust erzielen übergewichtige Menschen nur mit einer dauerhaften Ernährungsumstellung. Da das Abnehmen vieler Pfunde auch Muskelmasse abbaut, ist Sport wichtig. Die Gewichtsabnahme sollte Experten zufolge schonend über längere Zeit in kleinen Schritten erfolgen statt durch eine Crash-Diät.
Im Übrigen ist der Body-Mass-Index als Indikator für Übergewicht ein relativ ungenauer Messparameter. Der Grund: Dieser Messwert macht keinen Unterschied zwischen der vorhandenen Fettmasse und der Muskelmasse. Demnach hätte auch ein muskelbepackter Bodybuilder wegen des hohen Muskelgewichts einen hohen BMI. Übergewicht hätte er aber trotzdem nicht.
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