Ernährung wird in unserer Gesellschaft ein immer wichtigeres Thema. Mehr und mehr Menschen wollen darauf achten, gesund zu essen. Neben gesundheitlichen Gründen werden dabei auch ökologische Aspekte und ethische Fragen immer wichtiger.
Das hat dazu geführt, dass sich in den letzten Jahren immer neue Ernährungstrends gebildet haben, ob Paleo-Diät, Low-Carb oder der Veganismus. Vor allem letzterer, also eine Ernährungsform, die ganz auf tierische Lebensmittel verzichtet, hat an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen.
Während also immer mehr Menschen keine tierischen Lebensmittel mehr essen wollen, hat sich auch zu diesem Ernährungstrend bereits ein Gegentrend entwickelt: Die Carnivore Diät. Eine Ernährung also, die (fast) nur aus Fleisch besteht. Aber was bedeutet das für den Alltag und ist eine solche Ernährung überhaupt gesund? Das erklären wir euch in diesem Artikel!
Der Ernährungstrend kommt aus den USA und bildet den Gegenpol zum Veganismus. Das bedeutet: in einer solchen Diät dürfen nur tierische Lebensmittel verzehrt werden. Strenge Anhänger essen dabei nur Fleisch und Fisch, also Teile von getöteten Tieren.
Je nachdem, wie streng die Diät gehalten wird, sind aber neben Fleisch und Fisch auch andere tierische Lebensmittel wie Eier, Milch, Käse oder Honig erlaubt. Hauptnahrungsmittel in einer carnivoren Diät sind aber immer Fleisch- und Fischprodukte. Für den Geschmack sind außerdem Salz und Gewürze erlaubt.
Grundannahme von Anhängern der Ernährungsform: Fleisch enthält alle Inhaltsstoffe, die ein Mensch braucht. Als Begründung wird dabei oft die Ernährung der Steinzeit-Menschen angeführt, ähnlich wie auch bei einer Paleo-Diät. Dabei finden sich auch Ähnlichkeiten zur No-Carb-Bewegung.
Wie die Anhänger dieser Diät sind nämlich auch sie der Meinung, dass eine kohlenhydratarme Ernährung besser für den Menschen sei und so zum Beispiel Übergewicht vorbeugen würde. Weil Fleisch kaum Kohlenhydrate enthält, sei es deshalb das perfekte Nahrungsmittel.
Außerdem enthalte Fleisch auch viele weitere wichtige Stoffe wie hochwertiges Protein, Calcium, Eisen und Fette sowie Vitamine wie etwa das Vitamin B12, das für den Menschen besonders wichtig ist. Vitamin C beispielsweise, das in Fleisch nicht enthalten ist, brauche der Körper nicht, wenn er kaum Kohlenhydrate verdauen müsse. Langfristig könne er sich außerdem aus den Muskeln Vitamin C herausziehen.
Anhänger der Diät berichten in Selbstversuchen unter anderem davon, dass sie Gewicht verlieren und sich allgemein fitter und leistungsfähiger fühlen. Gerade Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten loben zudem die gute Verträglichkeit der Fleischprodukte.
Zudem gibt es einzelne Berichte von Menschen, die glauben, ihre carnivore Diät hätte verschiedene Krankheiten bekämpft, so zum Beispiel Arthrose oder Depressionen.
Bei all diesen Berichten handelt es sich aber um subjektive Eindrücke. Wie sich eine carnivore Diät auf den Körper auswirkt, ist noch nicht wirklich erforscht. Man sollte die angeblichen Vorteile der Diät deshalb mit Vorsicht genießen.
Eine Umstellung nur auf Fleischprodukte ist für die meisten Menschen zunächst ungewohnt. Da ein Stück Fleisch zum Frühstück für die meisten Menschen eher unattraktiv wirkt, entscheiden sich die meisten Anhänger mehr oder weniger freiwillig für eine Art Intervallfasten, bei dem die erste Mahlzeit erst mittags eingenommen wird. Diese ist dann die Hauptmahlzeit des Tages, gegen Abend wird meistens noch ein kleineres Gericht gegessen.
Eine wichtige Rolle spielen in der Diät tierische Organe, weil sie weit nährstoffreicher sind als zum Beispiel ein Brustfilet. Vor diesen ekeln sich allerdings viele Menschen.
Es dürfte daher nicht jedem leichtfallen, sie regelmäßig zu verzehren. Je nach Auslegung spielen außerdem Eier und Milchprodukte eine wichtige Rolle, um den Speiseplan abwechslungsreicher zu gestalten.
Ein wichtiger Faktor bei einer solchen Diät dürfte der Preis sein. Denn während Grundnahrungsmittel wie Brot, Haferflocken oder Kartoffeln uns relativ günstig mit Kalorien versorgen, muss man bei einer carnivoren Diät relativ große Mengen an Fleisch essen, um seinen Kalorienbedarf annähernd zu erreichen.
Und das kann durchaus auf den Geldbeutel schlagen. Wie wahrscheinlich jeder weiß, ist von Billigfleisch aus Massentierhaltung neben ethischen Gründen schon allein deswegen abzuraten, weil sie jede Menge Antibiotika-Rückstände enthalten. Man sollte also auf jeden Fall hochwertiges Fleisch verzehren, am besten mit Bio-Siegel oder noch besser vom heimischen Bauern.
Das hat dann aber auch seinen Preis: Als erwachsener Mann muss man mit rund 10 bis 30 Euro am Tag rechnen, wenn man sich ausschließlich von (hochwertigem) Fleisch ernähren will. Eine solche Summe kann natürlich nicht jeder stemmen.
Auch wenn Anhänger der carnivoren Diät vielseitige positive Effekte versprechen, muss man die Diät mit Vorsicht genießen. Da noch keine Studien zu den langfristigen Folgen existieren, kann niemand genau wissen, ob eine solche Diät vielleicht sogar gefährlich sein könnte.
Denn wir Menschen sind biologisch gesehen Allesfresser (Omnivoren) und keine Carnivoren wie zum Beispiel Löwen oder Katzen. Unser Körper ist daher darauf trainiert, sowohl tierische als auch pflanzliche Lebensmittel zu verdauen.
Ein wichtiges Problem ist sicherlich die Nährstoffversorgung. Denn wer nur Fleisch und Fisch isst, dem fehlen wichtige Nährstoffe. Allen voran bestimmte Vitamine wie zum Beispiel Vitamin C, das nur in Obst und Gemüse vorkommt. Ein Vitamin-C-Mangel kann zu Krankheiten wie Skorbut führen, bei der sich die Haut gelblich färbt und sich Zähne entzünden und sogar ausfallen können.
Ein weiteres Problem: Eine rein fleischbasierte Diät enthält keinerlei Ballaststoffe. Diese stecken nämlich nur in pflanzlichen Produkten. Ballaststoffe sind aber wichtig für unsere Darmgesundheit und unsere Verdauung. Wer sie ganz meidet, riskiert unter Umständen Verdauungsprobleme wie zum Beispiel Verstopfungen.
Außerdem erhöht ein hoher Fleischkonsum das Krebs-Risiko, wie verschiedene Studien zeigen. Gerade verarbeitete Fleischprodukte wie Wurst oder Schinken sind in großen Mengen gefährlich und werden von der WHO as eindeutig krebserregend eingestuft.
Sie sollten also wenn dann nur in sehr geringen Mengen verzehrt werden. Aber auch rotes Fleisch wie Rind- oder Schweinefleisch gilt als wahrscheinlich krebserregend. Aus diesen Gründen wird offiziell empfohlen, nur maximal 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen.
Wer sich carnivor ernährt, erreich diese Menge bereits nach einem Tag. Dementsprechend steigt das Risiko, an Krebs zu erkranken, auf lange Sicht deutlich, wenn man hohe Mengen an Fleisch verzehrt.
Dass Fleisch kein besonders ökologisches Lebensmittel ist, dürfte uns wahrscheinlich allen klar sein. Das liegt zum einen daran, dass für Tierfutter in vielen Gebieten Wälder gerodet werden um Anbauflächen für Tierfutter zu schaffen, zum anderen an Methan- und Gülleproduktion der Tiere.
Wer sich also nur von Fleisch ernährt, vergrößert definitiv seinen CO2-Fußabdruck deutlich. Aus ökologischen Gesichtspunkten ist es bei einer carnivoren Ernährung also wichtig, möglichst regionales Bio-Fleisch zu kaufen, um die Klima-Folgen zu verringern.
Aus den genannten Gründen raten Mediziner momentan davon ab, einer rein auf Fleisch basierten Ernährung zu folgen. Es fehlen schlicht Studien, die eine Aussage über die möglichen Vor- und Nachteile treffen könnten. Die vielseitigen Risiken einer so einseitigen Ernährung sind hingegen bekannt.
Du solltest daher lieber abwarten, bis valide Studien zu dieser Ernährung erschienen sind. Wenn du dich gesünder ernährend möchtest, bieten sich eine Vielzahl an Diäten und Ernährungstipps an, die du auf unserer Website oder im Internet finden kannst.
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